Vietnam 3: Mekong-Delta, Saigon

Volker Friebel

 

Wechselnde Bewölkung, Höchsttemperatur 32 Grad Celsius.

In Can Tho Bootsfahrt zu einem schwimmenden Markt. Busfahrt durch das Mekong-Delta nach Saigon. Dort im Chinesischen Viertel und im Tempel der Meeresgöttin Thien Hau.

Mekong-Delta

Can Tho ist mit 1,2 Millionen Bewohnern (Stand 2019) die größte Stadt im ansonsten landwirtschaftlich geprägten Mekong-Delta. Das wird von Flussarmen und Kanälen durchzogen, mit 39.000 Quadratkilometern ist es größer als Baden-Württemberg. Hier mündet der große Fluss, die Lebensader Südostasiens, nach einem etwa viereinhalb Tausend Kilometer langen Weg von seinen Quellen im Hochland Tibets ins Südchinesische Meer.

Von der Frühstücksterrasse unseres Hotels aus sehen wir über einen Hauptarm des Mekongs. Aber wir essen innen, das Thermometer zeigt 20 Grad Celsius. Den Tag über soll es wieder auf 30 Grad steigen, bis 35 Grad sind üblich. Grillen zirpen.

 

Zwischen Palmen
der Mekong.
Ein Lastkahn tuckert.

Mekong-Delta.
Aus dem Boot tragen sie
Blumen zum Markt.

Ein Bein angewinkelt –
der Skipper hält die Bootsschraube
fest in den Mekong.

 

Auf Pfosten stellt sich die Armut hinein in den Strom. Vor den Pfahlbauten flattert Wäsche im Wind, der vom Meer weht.

Wasserhyazinthen schaukeln, blühen, auch eine Kokosnuss ist unterwegs, Richtung Meer.

Auf dem Kahn: Eine Frau wäscht, die Hängematte schaukelt leer. Jemand am Ufer zupft Chrysanthemen. Telefonierend unter dem Spitzhut schwenkt ein Mann seine Schiffsschraube.

Am Ufer ein Lager Baumstämme, bemalt, Wellen des Mekongs flüstern mit ihnen. Ein Kran ragt stumm in den Morgen.

Das Tuckern der Boote – im Himmel wird alles Musik. Auch auf dem schäbigsten Kahn steht ein Topf Chrysanthemen.

An den Bug des Lastkahns
gemalte Augen. Die Hängematte
schwankt leer.

Ein Kahn voll Sand.
Das Dieseltuckern duftet
zur Morgensonne.

Im Lastkahn Kohle.
Ein Mann trägt zwei Eimer
Chrysanthemen.

An der Werft
treiben Blumen. Die Augen des Kahns:
starr gradeaus.

Über dem Mekong
tauchen Schwalben. Das Boot tuckert
dem Markt zu.

 

Durch den Schwimmenden Markt treiben Wasserhyazinthen. Einige Blüten haben ihre Augen in den Himmel aufgeschlagen. Motoren tuckern ringsum. Das ist ein Großhandel, Ladenbesitzer und Hotels kaufen hier. Holz, Chrysanthemen, Melonen: Aus dem großen Kahn geht es von Hand zu Hand in den kleinen. Der umgekehrte Lauf des Geldes bleibt unsichtbar.

Wir wundern uns über die unglaublich vielen Blumen überall und erfahren: Am ersten Tag im ersten Monat des chinesischen Mondkalenders ist Tet-Fest, Neujahrsfest. Dieses Jahr fällt es auf den 31. Januar. Zu diesem wichtigsten vietnamesischen Feiertag schmückt jede Familie ihr Haus mit gelben Chrysanthemen. Einige Tage sind arbeitsfrei und jeder, der kann, besucht seine Familie.

Zwischen Lastkähnen –
die Jungen reichen Melonen,
klatschen sie ab.

Schwimmender Markt.
Ein Kahn macht am Lagerhaus fest,
voll Melonen.

Chrysanthementöpfe,
vor die Lagerhalle gesetzt.
Boote tuckern.

Unter dem Dach lagern Baumstämme. Das Ufer ist grün von Wasserhyazinthen.

 

Foto: Boote auf dem Mekong, Can Tho.

Foto: Uferbauten am Mekong, Can Tho.

 

Busfahrt nach Saigon

Der Bus bringt uns durch das Mekong-Delta zurück nach Saigon.

Über dem Mekong
jagen Schwalben. Eine Frau
gießt ihr Feld.

Auf dem Dreirad
sein ganzes Geschäft. Laster
brausen vorbei.

 

Inmitten vieler der kleinen Felder liegen Gräber. Wie viele Handvoll Reis kostet der Platz für die Vorfahren?

Den sprießenden Reis hoch
steigt Wasser.
Eine Grabstätte.

Neben dem sprießenden Reis
gespiegelter Himmel –
und ein Zaun Gänse.

Unterm Spitzhut:
Der Mann geht ins Feld. Ein weißer Vogel
fliegt auf.

 

Zurück in Saigon

Der Junge am Verkaufsstand liest während eines Geschäftsabschlusses sein Handy ab. Wir sind auf dem Binh Tay Markt, gegründet im chinesischen Viertel Saigons von Quach Dam, einem in China geborenen erfolgreichen Geschäftsmann, erst nach seinem Tod wurden die Hallen fertiggestellt. Das war im Jahre 1939. In der Mitte liegt ein freier Platz, eine Gedenkstätte für den Gründer. Menschen kommen und opfern Räucherstäbchen und Geld. Sie wollen auch so erfolgreich sein. Oder ein bisschen davon.

Als wir die Markthalle verlassen, sehen wir unsere ersten und lange Tage einzigen buddhistischen Mönche in Vietnam. Sie sitzen am Straßenrand und lächeln heiter ins Brausen des Verkehrs, in das Stakkato der Mopeds, den Lärm und Schmutz einer Millionenstadt.

 

Chinesischer Markt
in Saigon. Handys klingeln
in alle Düfte.

Die Füße ausgestreckt
auf seinem Moped –
ein Lächeln für den Verkehr.

 

An der chinesischen Apotheke
die Stöße
der Mopeds.

In der kleinen Apotheke (reger Betrieb) entdecke ich unter den Regalen eine Nische mit Weihrauch und einigen Figuren, vielleicht Ahnen oder Schutzgöttern.

 

Foto: Apotheke im Chinesischen Viertel, Saigon.

Foto: Altar in der Apotheke, Chinesisches Viertel, Saigon.

 

Tempel der Meeresgöttin.
Rauchspiralen fressen
vom Himmel.

Im Tempel der Meeresgöttin Thien Hau, Patronin der Fischer und Seeleute, die vor allem von eingewanderten Chinesen verehrt wird. Die Immigranten waren chinesische Beamte, die am Ende der Ming-Dynastie (das Jahr 1644 nach unserer Zeitrechnung) flohen, weil sie sich den neuen Herren nicht beugen wollten. Bei der Überfahrt gerieten ihre Schiffe in Not. Eine Erscheinung der Meeresgöttin rettete sie. Sie bauten für ihre Retterin Tempel, verehrten die Himmlische, bis heute, und die Vietnamesen verehren sie mit ihnen.

Vor dem Tempel –
ein Stand Räucherstäbchen,
ein Käfig Vögel.

Die winzigen Gefiederten werden von Gläubigen gekauft und freigelassen. Mehrere Käfige sind schon leer.

 

Foto: Tempel der Meeresgöttin, Chinesisches Viertel, Saigon.

 

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